Schon jetzt ist gut erkennbar, dass sich durch und mit Web 2.0-Strukturen völlig neue Formen des Engagements ergeben, die prinzipiell völlig unabhängig von / parallel zu / im Gegensatz zu bestehenden Strukturen Entwicklung und Verbreitung finden können. Diese zunächst auf Freiwilligenarbeit und soziales Engagement bezogenen Erkenntnisse können auch für die Dimension des politischen Raumes sehr spannend sein. Menschen gehen mit ihren politischen Anliegen nicht mehr zu Parteien, sondern schaffen Realitäten etwa nach dem Muster der Carrotmobs. (siehe Sophie Scholz, Social Bar)

Reichweite des Konzeptes der Immateriellen Arbeit
Niemand hat je mit immaterieller Arbeit seinen Hunger gestillt oder seine Blöße bedeckt? Doch! Du siehst ständig Menschen, die genau das tun. Der Kaffee, den ich gerade trinke und die Hose, die ich trage, sind - nicht nur, aber auch - Resultate von immateriellen Arbeiten, die die Dinge zu dem machen, die es sind. Wir finden das ja nicht in der Natur vor, sondern es sind Produkte gesellschaftlicher Arbeit - einschließlich der Zerstörung von Menschen, die in abhängiger Handarbeit auf den Kaffee und Baumwollplantagen Pestizide ausbringen und damit ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstören. Aber die Logi(sti)k des Produktions-, Distributions- und Profitregimes - da steckt ganz klar jede Menge immaterielle Arbeit drin. (zu dem Einwand von Gertrud Kamper)

Zur von Michael Hardt und Toni Negri ausgelösten Debatte um Empire und Multitude. Mit dem Wandel der Arbeit hin zu einer immatriellen, kreativen und vernetzten ändern sich - kurz gesagt - auch die Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen (=Empire, siehe auch die Thesen von Michel Foucault zu Biopolitik) und die Menschen als Produzenten des gesellschaftlichen Reichtums haben potentiell die Chance, sich als Singularitäten in der Menge (=Multitude) neu zu organisieren und sich vom den Herrschaftsstrukturen mehr oder weniger (das ist u.a. die Frage) frei zu machen. Das Konzept der Multitude geht dabei wenigstens zurück auf Spinoza und ist gleichsam der Gegenbegriff zu Volk, Bevölkerung ergänzt mit Souveränität und Regierung. Die sich aus diesem Konzept ergebenden Schlußfolgerungen für den Bereich der Sozialen Arbeit sind erheblich - und was das beispielsweise für die non-profit-organisationen bedeutet, ist mir noch überhaupt nicht klar. Das aber ist eine hochabstrakte Auseinandersetzung  mit wissenschaftstheoretischen Konzepten, wo mir fast schwindlig wird, wenn ich ehrlich bin. Aber - und da bin ich mir ziemlich sicher - es sind Konzepte für das 21. Jahrhundert.

Interessant ist dazu die Geschichte Polens. Die Menschen in Polen haben sich ganz häufig gewehrt gegen den Versuch anderer, sie zu beherrschen. Seien es die Kämpfe von Kosciosko, die Armia Krajowa oder aber die Kämpfe in den Werften und Solidarnosc. Möglicherwiese finden wir hier gute Beispiele für das Konzept der Multitude.

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