Koordination im deutschsprachigen Raum
Biggy Hartung, Initiative Bauen Leben Arbeiten, Köln (Hartung.Brigitte at web.de)
& Stefan Schneider, eisop, Berlin (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Berlin & Köln 25.05.2010

Wir bitten Dich, wenn Du wohnungslos bist oder wenn Du in Deinem Leben mal wohnungslos gewesen bist, nachfolgende Fragen zu beantworten. Die Fragen sind 5 Bereichen zugeordnet, und zu jedem Bereich gibt es einige konkrete Einzelfragen. Zu jedem Thema gibt es eine kurze Einführung, die erklärt, warum wir diese Fragen stellen und welche Bedeutung sie auf Europäischer Ebene haben.

Wichtig ist: Es gibt keine Zensur, alles kann und darf gesagt werden, wir schreiben alles auf und geben Eure Antworten gebündelt weiter. Die Befragung bleibt anonym.

Hier gibt es den Fragebogen als Word-Datei zum Download

fragebogen_europeanhomeless_dt.doc


1. Was verstehen wir unter Wohnungslosigkeit?

Wohnungslose werden in den einzelnen Ländern der Europäischen Union unterschiedlich wahrgenommen. Einige Länder betrachten Wohnungslose als Teil der Einwohner und arbeiten daran, wohnungslosen Personen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Andere Länder betrachten das Erscheinen Wohnungsloser im öffentlichen Raumen als ein bedrohliches Phänomen, gegen das Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen sind und nicht etwa soziale Initiativen. Die Definition, was Wohnungslosigkeit ist, variiert sehr stark von einem Mitgliedsstaat zum anderen und fast die Hälfte der EU-Staaten hat keine offizielle Definition. Um eine europäische Sozialpolitik für Wohnungslose zu ermöglichen, sind klare Definitionen nötig. Sagt uns bitte Eure Definition!

Fragen

1.1. Was bedeutet es für Dich, wohnungslos zu sein?

1.2. Wie beschreibst oder definierst Du einen Wohnungslosen/ Wohnungslosigkeit?

1.3 Was bedeutet es für Dich, kein zu Hause zu haben?

1.4. Wie beschreibst oder definierst Du einen Menschen, der kein zu Hause (mehr) hat?

1.5. Was bedeutet es für Dich, obdachlos zu sein?

1.6. Wie beschreibst oder definierst Du einen Obdachlosen/ Obdachlosigkeit?

Wolfgang Neuss Gedanken - Quelle: Stefan Schneider2. Wesentliche Maßnahmen, die von der Regierung ergriffen werden sollten, um kurzfristig die Zahl der Wohnungslosen zu senken

In der Mehrheit der EU-Staaten nimmt Armut zu. Der Zugang zu Wohnraum ist eines der Ziele des Kampfes gegen Armut und soziale Ausgrenzung innerhalb der EU. Weitere Bemühungen haben die Umsetzung von Gesetzen und grundlegenden sozialen Rechten zum Ziel. Diese Rechte beeinhalten den Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung, Ausbildung, Arbeit sowie das Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Aber in einer Reihe von EU-Staaten ist der Kampf gegen die Armut in einer Sackgasse. Es fehlt an politischem Willen und auch an Geld, um Gesetze einzuführen und umzusetzen, die fundamentale soziale Rechte gewährleisten. Dazu folgende Fragen:

Fragen

2.1. Wie hast Du Deine Wohnung verloren?

2.1. Wie hätte das vermieden werden können?

2.3. Was sollte getan werden, damit Menschen nicht direkt auf der Straße landen?

2.4. Im Fall, das Wohnungslose auf der Straße leben: Was sollte getan werden, damit die Menschen auf der Straße schnell eine Unterkunft finden können?

2.5. Von allen Hilfeangeboten für Wohnungslose, die es gibt und die Du kennst: Welche haben Dir speziell am meisten geholfen und wie kannst Du das begründen?

3. Langfristige Strategien, um den Zugang zu Wohnraum zu ermöglichen

Das Europäische Parlament hat sich selbst verpflichtet, bis zum Jahr 2015 das Problem der Wohnungslosigkeit erkennbar zu reduzieren. Die Frage ist, ob dies im Rahmen von Maßnahmen gegen Armut und soziale Ausgrenzung geschehen kann? Oder ob ein spezielles Programms für Wohnungslose die bessere Lösung ist. Dann wäre es möglich, bestimmte Maßnahmen für diese Gruppe der Wohungslosen zu ergreifen. Zum Beispiel dadurch, das spezielle Einrichtungen nur für Wohnungslose errichtet werden. Das wäre die Strategie: "Unterkunft als Erstes!

Fragen

3.1. Ist es notwendig, eine präventive, als vorbeugende Arbeit zu entwickeln (z.B. Programme zur Verminderung der Armut, Wohnungsbau, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Zugang zu Rechten, Schuldnerberatung, zur Reduzierung der Ungleichheiten zwischen Mann und Frau)?

3.2. Ist eine Nachsorge nötig (z.B. ein Stufenprogramm zwischen Notübernachtung und eigener Wohnung, Betreutes Wohnen, psychiatrische Begleitung)?

3.3. Ist eine Strategie "Unterkunft als Erstes!" notwendig, also die vorrangige Bereitstellung von Unterkünften?

3.4. Sollten Wohnungslose in alle Maßnahmen und Entscheidungen, die sie betreffen, einbezogen werden. Wie sollte das aussehen?

3.5. Möchtest Du in alle Entscheidungen, die Dich betreffen, einbezogen werden? Wie sollte das aussehen?

3.6. Kannst Du Deine Rechte als Bürger (z.B. Wahlrecht, freie Wohnortwahl, Gewerbefreiheit usw.) geltend machen? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?

4. Zugang von Migranten zu den Sozialen Hilfeangeboten

In vielen EU-Ländern reisen Menschen aus anderen EU-Ländern umher auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Allzu oft finden sie keine Arbeit, und dann haben sie einen sehr schlechten Zugangs zu sozialen Hilfen und werden wohnungslos.

4.1. Kennst Du Wohnungslose, die aus anderen EU-Staaten kommen? Haben sie die gleichen Rechte wie Du? Warum nicht?

4.2. Was sollte getan werden, um die Situation wohnungsloser Menschen, die aus anderen EU-Staaten kommen, zu verbessern?

5. Die Rolle der EU im Kampf um das Recht auf Wohnen

Sicherheit_Angst - Foto: Stefan Schneider

Artikel 34 der Charta der Grundrechte der EU, sagt aus:

(1)   Die Union anerkennt und achtet das Recht auf Zugang zu den Leistungen der sozialen Sicherheit und zu den sozialen Diensten, die in Fällen wie Mutterschaft, Krankheit, Arbeitsunfall, Pflegebedürftigkeit oder im Alter sowie bei Verlust des Arbeitsplatzes Schutz gewährleisten, nach Maßgabe des Unionsrechts und der einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten.

(2)   Jeder Mensch, der in der Union seinen rechtmäßigen Wohnsitz hat und seinen Aufenthalt rechtmäßig wechselt, hat Anspruch auf die Leistungen der sozialen Sicherheit und die sozialen Vergünstigungen nach dem Unionsrecht und den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten.

(3)   Um die soziale Ausgrenzung und die Armut zu bekämpfen, anerkennt und achtet die Union das Recht auf eine soziale Unterstützung und eine Unterstützung für die Wohnung, die allen, die nicht über ausreichende Mittel verfügen, ein menschenwürdiges Dasein sicherstellen sollen, nach Maßgabe des Unionsrechts und der einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten.

Darauf Bezug nehmend folgende Fragen:

5.1. Kann die EU Deiner Meinung nach etwas für Wohnungslose tun?

5.2. Was sollte die EU Deiner Meinung nach für Wohnungslose tun? In welchen Bereichen?

5.3. Was könnte die EU unternehmen, damit alle Mitgliedsstaaten zusammen mit wohnungslosen Menschen eine Politik der Integration in Zusammenarbeit mit den Wohnungslosen auch umsetzen?

5.4. Ein Grundrecht auf Wohnen: Kann man darüber debattieren oder ist das eine unabdingliche Voraussetzung für Wohnungslose?

Statistische Angaben

Kannst Du uns noch einige wenige anonyme Angaben zur Person geben:

Ich bin Mann/ Frau

Mein Alter ist _______ Jahre

Ich bin wohnunglos seit _______

Ich war wohnungslos _______ (Zeitraum)

Wir brauchen die Rückmeldungen möglichst schnell bis zum 06. Juni 2010.


Europäische Befragung (ehemals) wohnungsloser Menschen

1. Hintergrund

Gun Clown - Foto:  Stefan Schneider

Die Zahl wohnungsloser Menschen nimmt in der Europäischen Union jedes Jahr weiter zu. Mehr und mehr Menschen leben auf der Straße und auch die Gruppe der Menschen ohne Wohnung wird vielfältiger. Menschen aus allen Mitgliedsländern sind in der EU unterwegs auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Stattdessen finden sie sich oftmals auf fremden Straßen wieder. Die einzelnen EU-Länder ergreifen unterschiedliche Maßnahmen, um Wohnungslosen zu helfen. Dabei ist klar, dass es unmöglich ist, das Problem allein auf lokaler Ebene zu lösen, und auch nicht auf nationalstaatlicher Ebene. Es besteht vielmehr ein Bedarf für eine gemeinsame europäische Strategie oder zumindest einige gemeinsame Richtlinien.

Deshalb hat die EU beschlossen, zu einem Treffen der 27 Mitgliedstaaten einzuladen, um über Maßnahmen zur Verringerung von Wohnungslosigkeit zu reden. Dieses Treffen unter dem Titel "Europäische Befragungskonferenz zu Wohnungslosigkeit" findet am 09. und 10. Dezember 2010 in Brüssel zum Abschluss des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung statt.

Es soll dabei auch darum gehen, neben Soziologen, Ärzten, Verwaltungsbeamten, Dienstleistern auch wohnungslose Menschen offiziell zu hören. Die belgische "Front Commun SDF"hat die Aufgabe übernommen, diese Stimmen zu koordinieren. Das Ziel ist ganz klar: Es geht darum, die Wohnungslosen bzw. die ehemals Wohnungslosen direkt zu hören und ihre Forderungen bekannt zu machen.

Dieses Ziel soll dadurch umgesetzt werden, dass es in wenigstens fünf Ländern der EU Treffen bzw. Befragungen von wohnungslosen Menschen geben soll. Dabei sollen einheitlich Fragen zu insgesamt 5 Themenbereichen beantwortet werden. Diese Fragen wurden von einer Vorbereitungskommission ausgesucht, an der auch wohnungslose Menschen mitgewirkt haben.

Aber die Stimmen Wohnungsloser sollen auch in anderen Ländern gehört werden. Deswegen haben wir eine Internetseite eingerichtet, damit auch Menschen aus andere Ländern der EU die Möglichkeit haben, sich an der Europäischen Befragung (ehemals) Wohnungloser zu beteiligen.

2. Unterstützung durch professionelle Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe

  1. Geben Sie diese Informationen und die Fragen an Einrichtungen, Projekte, Einzelpersonen und Organisationen weiter, die ebenfalls ein Interesse haben könnten, an der Europäischen Befragung (ehemals) Wohungsloser teil zu nehmen.

  2. Ermutigen Sie wohungslose Gäste, Besucher_innen und Kund_innen Ihrer Einrichtung, sich an der Befragung (anonym) zu beteiligen,

  3. Ermöglichen Sie Wohnungslosen und ehemals Wohnungslosen, im Internet zu arbeiten, die Seite www.europeanhomeless2010.eu zu besuchen und sich selbständig über das Anliegen der Europäischen Befragung (ehemals) Wohnungsloser zu informieren und sich im Internet daran zu beteiligen

  4. Unsere bevorzugte Arbeitsweise ist Selbstorganisationen. Sofern es in Ihrer Einrichtung keine Selbsthilfestruktren gibt, sind wir dankbar, wenn die Wohnunglose ermutigen und dabei unterstützen, von Personen, die Erfahrung des Seins ohne Gehäuse Arbeit haben. Aber wenn dies nicht möglich ist, eine professionelle Organisation könnte das Treffen zu organisieren.

  5. Die Ergebnisse der Europäischen Befragung (ehemals) Wohnungsloser werden in einem Bericht auf der Konferenz selbst zusammengestellt und sind danach öffentlich verfügbar.

3. Verfahren

Gesprächsrunden. In mindestens 5 europäischen Ländern finden Gesprächsrunden statt, in Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Da wir in Deutschland es nicht geschafft haben, ein großes bundesweites Treffen zu organiseren, werden wir Gespräche in Köln und Berlin führen und darüber hinaus bundesweit per email zu einer Beteiligung aufrufen.
Protokoll & Berichterstattung. Die Äußerungen und Rückmeldungen wohnungsloser Menschen werden ohne Filter gesammelt. Wenn die Fragen in einer Gruppe diskutiert werden, sollte diese Gesprächrunde moderiert werden. Sofern nicht nur Wohnungslose an diesen Treffen teilnehmen, werden nur die Positionen der Wohnungslosen zur Kenntnis genommen. Es liegt an den Moderatoren, sicherzustellen, dass alle Teilnehmer zu Wort kommen. Wer spricht und was gesagt wird, wird so wörtlich wie möglich festzuhalten. Es liegt an den Moderator zu sehen, dass die Teilnehmer zu einer Zeit halten Leute, die die Erfahrung des Seins ohne Gehäuse haben

Abgabefrist. Die Gesprächsaufzeichnungen bzw. die Zusammenfassung der Befragungen werden bis spätesten 15. Juni 2010 von Stefan Schneider und Brigitte Hartung nach Brüssel geschickt.

4. Internetseite www.europeanhomeless2010.eu

Die «Front Commun SDF» hat eine hat eine Webseite unter der der Adresse www.europeanhomeless2010.eu eingerichtet. Für Wohnungslose und ehemals Wohnungslose gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sich mit Hilfe des Internets an der Umfrage zu beteiligen.

  1. Wir laden (ehemalige) Wohnungslose ein, sich an dem Aufbau der Seiten zu beteiligen, in dem Sie Texte, Links, Kommentare schicken.
  2. In dem Blog (unter der Rubrik Info) werden wir die Artikel zu bestimmten Themen zu veröffentlichen. Wohnungslose sind eingeladen, ihre Stellungnahme abzugeben.
  3. Wir möchten auch die Meinung von Leuten, die Erfahrung des Seins ohne Gehäuse auf Berichte veröffentlicht haben, wissen über ihre Länder.
  4. Wir laden (ehemals) Wohnungslose ein, zu dengenannten 5 Themen uns ihre Antworten einzusenden.
  5. Es können auch Videos hochgeladen werden, in denen einzelne Wohnungslose oder Gruppen zu einzelnen Aspekten ihre Stellungnahme abgeben.

Wir können Reaktionen von Wohnungslosen Menschen auf der Webseite bis zum 15. Juni 2010 berücksichtigen.

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